In den frühen Jahren des Rundfunks und des Radio-Hörens waren die Geräte zum Empfang stationär. Zwar konnte man ein kleines Detektorradio oder einen "richtigen" Empfänger mit Verstärkerröhren durchaus auch irgendwo mit hinnehmen, dort dann aufbauen - und schließlich damit Radio hören.
Aber - während man auf dem Weg war zu seinem Ziel - war portabler Radioempfang kaum möglich. Das lag daran, dass eigentlich eine recht lange Antenne und eine weitere Leitung zur "Erde" nötig war. Außerdem brauchte ein Radio eine (große) Anodenbatterie und einen (großen) Heiz-Akkumulator oder später ein Stromversorgungsteil zum örtlichen Stromnetz. Das grenzte die Möglichkeiten des portablen Radiohörens doch stark ein.
Photo links: Nora 26k von 1926
Das Problem mit den nötigen langen Drahtantennen und dem unterwegs während der Bewegung nicht realisierbaren Erdanschluß bekam die Industrie durch Nutzung von Rahmen-Drahtantennen in den Griff. Diese Rahmen-Antennen waren im Prinzip zur einer Art Spule aufgewickelte Antennendrähte. Ein typischer Umfang einer solchen Antenne in einem Portabel-Radio lag so bei ca. 25 x 25 cm Kantenlänge.
Die Rahmenantenne ließ sich in einem (zugegen) recht großen Holzkoffer unterbringen. Rahmenantennen brauchten keinen Erdanschluß und hatten sogar eine gewisse Richtwirkung, was von Vorteil - aber auch von Nachteil sein konnte. Wurde ein solcher Empfänger in Richtung zum Rundfunksender um 90 Grad verdreht, änderte sich stark die Empfangsfeldstärke. Geschickte Benutzer konnten durch dieses Verdrehen bei Frequenz-Mehrfachbelegungen störende Sender ein wenig "ausblenden".
Erst als Verstärkerröhren auf den Markt kamen, die zum Einen relativ wenig Heizleistung verbrauchten (z.B. Röhren der K-Serie) und zum Anderen bei wenigen eingebauten Röhren hohe Verstärkungen des Radio-Signals erreichten, lohnte es sich echte portable Radios anzubieten. Der Heizstromverbrauch dieser Röhren lag weit unter dem der klassischen Radioröhren.
Photo links: Batterieröhre KC4
Erste Exemplare der damaligen Kofferradios konnten schon mal 8 - 10 kg wiegen. Beispielsweise wog der Schaleko Olympiakoffer von 1936 ca. 8,5 kg. Das war aber damals schon eine gewisse Sensation. In der zweiten Hälfte der dreissiger Jahre hörte man dann schon an so manchem Badestrand flotte Musik und Nachrichten aus den "Kofferradios". Dieser Begriff war wörtlich zu nehmen.
(Photo links: Radioone R3, 1943)
Einen Entwicklungsschub zu kleineren Kofferadios mit weniger Stromverbrauch gab es nach dem zweiten Weltkrieg um 1950 mit Einführung der kleinen Röhren der D-Serie.
Damit wurden Gerätegrößen erreicht, die schon nicht mehr KOFFERradios waren und Gewichte um 2-4 Kg möglich machten.
Im Laufe der fünfziger Jahre wurde diese Röhrentechnik komfortabel ausgebaut und durchaus leistungsfähige Portables auf den Markt gebracht.
Nicht zu vergessen: Die großen Rahmenantennen wurden durch kompakte Ferritstab-Antennen ersetzt, was ebenfalls die Geräte-Abmessungen verkleinerte.
Einen entscheidenen Schritt der Weiterentwicklung brachten die Transistoren.
Diese Bauteile benötigten keine Extra-Heizstrom-Versorgung, kamen mit Spannungen von 6-9 Volt aus. Die Industrie mußte aber erst noch sehr kleine (zu den Transistoren passende) passive Bauteile entwickeln.
Während der Jahre des Übergangs von Röhrenradios zu Transistorradios brachte die Industrie sogenannte Hybrid-Geräte heraus. Dabei wurden Röhren und Tansistoren verwendet.
Photo links: Akkord Trifels (Hybridradio)
Das lag daran, dass die frühen Transistoren noch nicht größere Lautsprecherleistungen erzeugen konnten. Zumeist wurden bei den Hybridradios im Hochfrequenzteil Transistoren und im Niederfrequenzteil (speziell in der Lautsprecher-Endstufe) Röhren genutzt.
Erst durch die Kombination von Transistoren und Kompakt-Passiv-Bauteilen gelangen portable Radios, die keine Kofferradios mehr waren, sondern nun schon Taschenradios oder gar Hemdtaschenradios.
Bald gab es Radios (Subminiaturradios), die in der Handfläche fast optisch verschwanden (Beispiel Grundig Solo-Boy).
Gab es anfänglich noch Probleme mit gutem UKW-Empfang, löste die Industrie diese Probleme bald durch geeignete UKW-Transistoren. Beispiel für einen UKW-Transistor: OC614.
Waren die ersten Transistorgenerationen noch mit den sehr temperatur-empfindlichen Germanium-Transistoren bestückt, kamen bald Silizium-Transistoren auf den Markt, die letztlich bessere Leistungen aufwiesen und nicht mehr so kritisch bei erwärmten Geräten waren.
Schließlich wurde mit Einführung der integrierten Schaltkreise (ICs) hochkomplexe und leistungsstarke portable Radios Realität. Die Entwicklung der portablen analogen Radios war damit fast abgeschlossen.
Portable Radios mit eingebauten Tonband-Cassetten-Recordern und oder Plattenspielern rundeten das Angebot ab.
Junge Leute begannen möglichst kleine portable Radios zu bevorzugen, die ohne Lautsprecher nur für Kopfhörerbetrieb ausgerüstet waren. Jendem sind die Jogger im Park ein Begriff, die das kleine Mpeg-Playerchen (vielleicht mit Radio-Option) in der Hemdtasche tragen, die Hörer in den Ohren haben und nichts mehr von der Umgebung hören, auch nicht die Warnrufe, wie "Achtung, da rennt ein Hund auf sie zu" ...
Mit Einführung der digitalen MPeg-Player (mit Radioteil) und den modernen Smartphones hat sich das portable Radio zu einem Multimedia-Instrument entwickelt. Digitalradio-Portables versuchen den Sprung in die Moderne zu erreichen.
Photo links: Portables DAB+ Radio Sangean DPR-69 Plus von 2011
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Schaleko Deutscher Olympiakoffer, 1936 (mit Röhren)
Telefunken Bajazzo 56, 1957 (mit Röhren)
Akkord Jonny, 1953 (mit Röhren)
Grundig Solo-Boy, 1961 (mit Transistoren, damals des kleinste deutsche Portble-Radio: Ein echtes Subminiatur-Radio!
Saba Traveler RX100, 1990 (mit Transistoren)
Teac MP-211-4GB-BL, 2008 (mit integrierten Schaltkreisen) |
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