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Das PAL-Farbfernsehen und Prof. Dr. Walter Bruch

in-farbe.jpgDas PAL-Farbfernsehen wurde in Deutschland (Bundesrepublik)  auf der "Internationalen Funkausstellung" in Berlin  am 25.8.1967 (in der ehemaligen DDR begann das SECAM-Farbfernsehen am 3.10.1969) durch den  Außenminister Willy Brandt gestartet.

 

Farbfernseher Telofunken 708Dabei kam auch der  berühmte "rote Knopf" (mit den damit verbundenen beiden kleinen technischen Pannen) zum Einsatz. Der "rote Knopf" befindet sich jetzt im Besitz des DRA (Deutsches Rundfunkarchiv Postdam). ... zum Video des Starts bei YouTube

 

In anderen Ländern wurde Farbfernsehen schon vorher entwickelt. An erster Stelle ist dabei das USA-System  NTSC ( 525 Zeilen) zu nennen. Es war kompatibel zum bisherigen Schwarz-weiß-Fernsehen. Eingeführt wurde es am 17.12.1953.

 

Technisch hatte das NTSC-System (zumindest mit dem damaligen Entwicklungsstand der Studio- und Sendeübertragungstechnik) einige Nachteile: Es konnten wechselnde Farbfehler auftreten, die die Echtheit der Farben verfälschten. Der Nutzer dieser Fenseher musste von Zeit zu Zeit die entstehenden Farbfehler (am Farbtonregler) durch Nachstellen am Gerät kompensieren.

 

Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, gab es Bemühungen für ein Farbfernsehsystem, das ebenfalls zu schwarz-weiß kompatibel war, B.D. Loughlin meldete deshalb ein US-Patent an. Allerdings wurde das Patent für Europa 1960 nicht verlängert.

 

Es gab auch bald in Europa Bemühungen, das schon in den USA exitierende NTSC-Farbfernsehen hinsichtlich der Farbfehler auf der Übertragungsstrecke zu verbessern. In Frankreich entwickelt man ebenfalls Systeme.  Dabei gabt es verschiedene Varianten, auch SECAM. Auch wurde hier gleich eine höhere Zeilenzahl angestrebt. Es wurde ein Patent von Henri de France angemeldet. Später (1962) gab  ein PAL-ähnliches Patent von Gérad Melchior. Es ist nicht ganz klar, ob dieses Patent auch in Deutschland angemeldet wurde.  Zum Patent von Gérad Melchior gibt es durchaus unterschiedliche Veröffentlichungen und Einschätzungen.

 

In Deutschland bemühte sich Walter Bruch (Telefunken) 1961 um ein Patent für ein in Richtung auf das spätere PAL-Farbfernsehen gehende System. Am 31.12.1962 wurde mit der Nummer 1252731 ein Patentantrag eingereicht. Der Titel: Farbfernsehempfänger für ein farbgetreues NTSC-System. Dabei ging es um insbesondere um die Dekoder-Laufzeitleitung. Der Name PAL (Phase Alternation Line = Phasenwechsel pro Zeile) war  im Patentantrag  noch nicht zu finden. Es war zum deutschen Schwarz-weiss-Fernsehen mit 625 Zeilen kompatibel.

 

Walter Bruch geht in seinem Buch "PAL - Das Farbfernsehen" auf die Namensfindung ein: In der Nacht vom 2.1.1963 zum 3.1.1963 bereiteten er und seine Mitarbeiter sich auf eine technische Demonstration vor. Diese sollte später der EBU-ad-hoc-Gruppe Fernsehen vorgeführt werden.   Die Techniker-Gruppe (auch vielleicht Walter Bruch selbst) kreierte den Begriff PAL.

 

In der Dissussion über die Wirksamkeit dieses Patents von Walter Bruch in Bezug auf Gerald Melchior und B.D. Loughlin ist zu erwähnen, dass Walter Bruch in seinem Patentantrag das Vorpatent von Loughlin angesprochen hatte.

 

Auch wird hin und wieder diskutiert, ob sich Walter Bruch "Mr PAL" nennen darf. In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass schon in dem Buch "Die Fernsehstory", Telekosmosverlag, Autor Walter Bruch, Bruch die Bedeutung von Gerad Melchior, Henri de France und B.D. Loughlin erwähnte bei der Entwicklung von NTSC zu PAL (Seiten 207-210).

 

palbuch.jpgWeiter ist in dem Buch "PAL - Das Farbfernsehen", (Autoren Walter Bruch / Heide Riedel, Deutsches Rundfunk-Museum)  umfassend die Entwicklung des Farbfernsehens beschrieben. (Ich glaube auch nicht, dass Frau Heide Riedel bei ihrer gemeinsamen Autorentätigkeit "den Charme von Walter Bruch erlegen ist" - Wie an anderer Stelle im WEB behauptet wird.)

 

Walter Bruch  beschreibt die Entwicklungsjahre, dabei wird auch hier auf "Konkurrenten" B.D. Loughlin sowie Henri de France eingegangen. Das Patent  928474 von Gérad Melchior wird allerdings nicht angesprochen, war es Walter Bruch nicht bekannt?

 

Wie so oft auch in anderen Technikbereichen wurden NTSC, SECAM und PAL zu konkurrierenden Systemen. Natürlich spielten neben technischen Aspekten auch wirtschaftliche und sogar politischen Interessen eine Rolle. Im Grunde teilte sich die Welt des Farbfernsehens in drei Zonen ein. 

 

Walter Bruch entwickelte sich in diesen Jahren der Entscheidungen in interessierten Ländern der Welt zum geschickten Anbieter "seines" PAL-Systems.

 

Technisch hatte alle drei Syteme Vor- und Nachteile. Fachleute diskutieren (teilweise bis heute) "unversöhnlich" darüber:

PAL kompensiert die Farbfehler sehr gut durch die  Ultraschallverzögerungsleitung und begleitender Elektronik  und wandelt sie in weit weniger störende Farbsättigungsfehler um. Der Nachteil  von PAL ist in der Halbierung der vertikalen Auflösung zu sehen: Immer zwei Zeilen bilden quasi eine Farbinformation. Andererseits soll das menschliche Auge sowieso für Farbe (im Gegensatz zum Schwarz-weiss-Bereich) eine schlechtere Auflösung haben, also der Auflösungsverlust also per Fakt bei entsprechendem Betrachtungsabstand garnicht zum Tragen kommen.

 

Wer ist nun der "echte" Mr PAL? Nun, ich denke wir Deutsche können durchaus Prof. Dr. Walter Bruch als Mr PAL bezeichnen:

 

Da sich die Industrie der beteiligten Länder auf Regeln und gegenseitige Patentduldungen und Lizenzzahlungs-Modalitäten einigten, kann man durchaus davon ausgehen, dass es bei den beteiligten Firmen Unsicherheiten mit der Rechtsauslegung ihrer Patente gab. Will sagen: Die internationale Industrie hat wohl doch Mr. PAL anerkannt, im Gegensatz zu einigen Anerkennungs-Verweigerern insbesondere in Deutschland.

 

Sicher hat sich Walter Bruch   bei der Vorstellung  des PAL-Systems aus Sicht von Telefunken, aber auch des Industriestandortes  Bundesrepublik Deutschland große Verdienste erworben. Über Jahre hinweg wurden ausländische  PAL-Geräte für den deutschen Markt teilweise gesperrt. Sony konnte jahrelang mit seinen  Trinitron-Farbgeräten nur Simple-PAL-Geräte (ohne Laufzeitleitung) auf dem deutschen Markt bringen. Viele deutsche Arbeitsplätze wurden so gesichert und sogar geschaffen.

 

Für mich belegt die  Verleihung der Professur und der Ehrendoktorschaft die Wichtigkeit von Walter Bruch für  die Entwicklung und  Markteinführung des PAL-Farbfernsehens in Deutschland und darüber hinaus.

 

27.06.2013 / 14.01.2014

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