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Über die "echte" Havelquelle, die "falsche" Havelquelle und ein Fluß, der eigentlich fast nicht mehr wirklich die Havel ist. Diese Informationen gibt es schon seit 1997 und erweitert seit 2002 auf meinen alten WEB-Seiten:
Weitere Informationen zur Havel und ihrer Schleusen hier und auch bei Wikipedia. Die Havel ist 334 km lang, Quelle und Mündung bei Havelberg in die Elbe liegen 92 km Luftlinie auseinander. Die Havel hat ein Quellhöhe von knapp über 60 Meter, an der Mündung liegt der Pegel bei ca. 20 Meter. |
Karte bei Google Maps: hier klicken ..
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Worum geht es auf dieser Seite? Die derzeitige künstliche Havelquelle östlich der Müritz bei Ankershagen in Mecklenburg-Vorpommern ist am "falschen" Ort und die wirkliche historische Havel fliesst über die Tollense in die Ostsee ab und nicht mehr an Berlin vorbei in die Elbe. |
Das Quellwasser konnte nicht mehr in relevanten Mengen nach Süden in das klassische Havelbett abfließen, sondern nahm zumindest zeitweise den Weg von der Ostseite des Mühlensees in Richtung Ankershagen (siehe Skizze 2), Groß-Vielen, Penzlin, usw. Ab Penzlin wird der kleine Bach Allbach genannt, ab Mallin ist er dann das Malliner Gewässer. Unweit der Krappmühle tritt die umgelenkte Havel in die Tollense ein (für die Tollense wird allgemein der Tollensesee als Quelle angegeben, obwohl es auch hier abweichende Ansichten gibt). Der genaue Weg des Wassers nach der Damm-Zuschüttung aus dem Bornsee zur Tollense:
Genau genommen ist (war) die Havel ab dem Dieckenbruch seit der Zuschüttung des Süddammes oder des Südufers am Mühlensee nicht mehr die Havel, denn die hatte einen neuen (nunmehr einzigen) Weg in Richtung Tollense und Ostsee bekommen (siehe Szizze 2). Man kann bestenfalls darüber streiten, ob das Schichtenwasser, welches aus dem Dieckenbruch sickernd, südlich vom Mühlensee austritt, "echtes" Havelwasser ist (war). Der im Mittelalter angelegte Sperrdamm oder die Süduferaufschüttung schließt auf dem Sumpfgebiet des Dieckenbruchs aufliegend, sicher nicht 100 % ab. Üblicherweise definiert sich aber ein Flußname von der Quelle und vom Oberflächenwasserverlauf her. So gesehen, ist die Havel von der Mündung in die Elbe her betrachtet, eben nicht mehr die Havel (bis auf die paar Liter durch ein Rohr im Sperrdamm pro Minute an der neuen (symbolischen) Quelle am Südteil des Mühlendammes seit 2007). Spätestens nach dem Bau einer künstlichen sprudelnden Havelquelle im Nationalpark Müritz (2007) einige Meter südlich des Sperrdamms vom Südufer des Mühlensees, hat die Havel wohl wieder eine nur einige Liter pro Minute hergebende kleine symbolische Rohrverbindung vom Mühlensee und damit wieder eine fast-Oberflächen-Verbindung in Richtung zu ihrem eigentlichen Quellsee Bornsee. (Diese Rohrverbindung ist eine Vermutung von mir, weil man dazu unterschiedliche Informationen bekommt.) Der heutige Mühlengraben aus dem Mühlensee in Richtung Ankershagen fällt auch schon mal trocken. Das ist für mich auch ein Hinweis auf einen teilweise künstlichen Wasserlauf. Die damalige Mühle (andere Quellen sprechen von zwei Mühlen) lagen ungefähr 500 Meter vom Mühlensee entfernt in Richtung Osten. Sicher nimmt auch der Mühlensee aus seiner direkten Umgebung "eigenes" Regen- und Schichtenwasser auf.
Jedenfalls ist aber die künstlich gefasste "Havelquelle" im Dieckenbruch ein willkürlich platziertes (aber gut gelungenes) Kunstgebilde. Allerdings macht diese künstliche sprudelnde Quelle (durch das Verbindungsröhrchen zum Mühlensee) die Havel "fast" wieder echt.
Stand 2010: Bei der "falschen" Havelquelle wird auf Texttafeln zwar der Bornsee als ursprünglicher Quellsee genannt und die symbolische Anbindung angesprochen und auch der geänderte Verlauf an der ehemaligen Mühle vorbei erwähnt, aber nicht erläutert, warum man sich entschlossen hat, 2007 den falschen Ort zum Quellort erklärt zu haben. War der Diekenbruch-Ort besser für Besucher (PKW-Parkplatz) erreichbar oder Bornhof weniger für die erwartete Besucherzahl geeignet? Wasserlaufmässig ist die jetzige Quelle ca. 1,2 km vom Quellsee-Südufer (Bornsee) entfernt. Ich bin der Meinung, man müßte zumindest direkt am Bornsee einen ansprechend gestalteten Hinweis anbringen, wie z.B. "Ursprünglicher Havelquell-See" oder "Historischer Havelquell-See". Will man sich aber mit der heutigen Quelle arrangieren, sollte zumindest als Havelquelle "Dieckenbruch bei Ankershagen" angegeben werden. In Lexika und im WEB dagegen findet man nicht selten sich widersprechende Quellort-Bezeichnungen. Allerdings weist z.B. Wikipedia seit einiger Zeit auf die von mir ins WWW eingebrachte Darlegung hin. Entweder ist der Bornsee richtiger Weise der Quellsee oder aber, wenn man die künstliche Quelle anerkennt, das Dieckenbruch. Somit muß die "arme" Havel, je nach Sichtweise mit derzeit zwei Quellorten leben.......
Man muß wohl generell zur Kenntnis nehmen, dass die Menschen über viele Jahrhunderte durch wasserbauliche und landschaftsbauliche Maßnahmen die gesamte Region in Bezug auf die Wasserscheide wiederholt beeinflußt haben. Nachtrag 08.09.2010: Zu den ersten Seen abwärts der künstlich gefaßten neuen Havelquelle gehört entgegen einigen Angaben im Internet der "kleine Dicksee (4) (Dieckensee)", der "große Diecksee (4) (Dieckensee)", die "Pieverstorfer Kunke" (4) (die eigentlich aber schon ein Teil des Dambecker Sees ist. (Vielen Dank für die Hinweise an Joachim Frank aus Dambeck und Siegmund Hecht aus Kratzeburg) Diese Namen tauchten bisher noch nicht im WWW auf.
Nachtrag 2014: Um noch etwas Verrwirrung zuzufügen: Es gibt Einschätzungen, daß das wirkliche Havelquellgebiet noch südlicher liegt und unsere Vorfahren (wann auch immer) das Quellgebiet immer weiter nach Norden (durch Anlegen von Gräben) in Richtung zum Mühlensee verschoben haben. Später wurden diese Gräben als natürlicher Havellauf gedeutet. Wie schon gesagt, eine weitere Theorie.
Weiter gibt es Mutmaßungen, die den Bereich um den ca. 5 km Luftlinie südlich vom Mühlensee gelegenen Käbelicksee als geographische Havelquelle nennen (unter Verweis auf den Vorabsatz).
... mehr Informationen über die große Zahl der Havelseen als Auflistung
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Sie nutzen Google Earth? Dann können Sie sich die Datei Havel-Quellgebiet.kmz (Link korrigiert 1.2.2014) herunterladen. Diese Datei blendet in Google Earth diverse Ortsmarkierungen ein, die die echte Havelquelle (mit auf der Spitze stehenden kleinen Quadrat-Symbolen markiert), die falsche Havelquelle und den genauen Verlauf des neuen Havelabflußes (Allbach, Malliner Gewässer) in die Tollense und des alten Havelabflußes bis Fürstenberg zeigen (mit kleinen Kreis-Symbolen markiert). Hinweis: Wie geht das? Laden Sie die Datei runter in ein Verzeichnis Ihrer Wahl auf Ihrem Computer (das Verzeichnis dabei bitte merken). Dann starten Sie Google Earth, in der Seiten-Leiste von Google Earth nehmen Sie vorläufig das Anklick-Kästchen von "My Places" weg. Nun klicken oben links auf DATEI und dann ÖFFNEN, wählen das Verzeichnis auf Ihrem Rechner (wo Havel-Quellgebiet.kmz jetzt liegt) aus und klicken auf ÖFFNEN. Sie müßten nun in der Seitenleiste ein Verzeichnis "HAVEL" sehen, das Kästchen davor u.U. aktivieren. Jetzt sehen sie genau den beschrifteten Verlauf meiner Ortsmarken. Die Datei "Havel-Quellgebiet.kmz" kann keinen Schaden auf Ihrem Rechner hervorrufen. Die Beschreibung klingt komplizierter, als es dann in der Praxis ist.
Ein gewisser Trost zum Schluß: Nicht nur die Havel mußte die Verlegung oder unterschiedliche Deutung ihres Quellorts hinnehmen. Es gibt immer wieder Streit über richtige Quellorte. Beispiele:
Diese Aufzählung ließe sich fortsetzen. |
Auch auf den Seiten des Müritz-Nationalparks gibt einen Hinweis auf die ursprüngliche Havelquelle.
(Bei der Gelegenheit auch vielen Dank an Herrn Kobel für Informationen von der Nationalparkverwaltung)
Hier noch einige Fotos aus dem Havel-Quellgebiet.
Landschaftlich sehr schön, ein Besuch lohnt sich allemal.
Mit dem Auto kommt man von Ankershagen südwestlich fahrend (Mühlenweg), dicht an die neue Quelle heran:
Ein Blick auf den idyllisch gelegenen Bornsee bei Bornhof
Leider wurden hier vor Schaffung des Nationalparks noch Abwässer direkt in den See geleitet.
Die "falsche" Havelquelle mit Blick in das Dieckenbruch und weiter in Richtung Pieverstorf.
Die "falsche" Havelquelle auf (am) Sperrdamm oder der Aufschüttung, im Hintergrund der Mühlensee.
Aus dem kleinen Loch in der Mitte des Quelltopfes tritt wohl seit 2007 ein wenig
Wasser aus dem Mühlensee aus und bildet die "Quelle".
Badestelle, unweit der "falschen" Havelquelle am Mühlensee, der auch vom historischen Havelquellsee Bornsee gespeist wird.
Ein Bad in dem klaren kühlen Wasser lohnt sich.
Der Mühlensee lädt im Sommer zum Baden ein. Klares Wasser ...
--- Wer Interesse hat, kann im nahen Ankershagen auch das Schliemann-Museum besichtigen. ---
Die Havel fließt dann weiter auf ihrem Weg zur Mündung in die Elbe bei Havelberg. Auf dem Weg durchfließt sie viele Seen. Auf dieser Seite sind dieses Seen-Namen aufgelistet. Übrigens: Zwischen dem Görtowsee und dem Zierzsee (östlich von Blankenfelde / Kackeldütt) bei Userin wird die Havel auch Moosbeck (manchmal auch Rote Moosbeck) genannt. Eine Information, die man selten im Internet findet und auch nur noch zumeist älteren Bewohnern der Umgebung bekannt ist.
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Historie meines "Echte-Havelquelle"-Projekts:
1997/1998: Bei ersten Besuchen am Mühlensee fiel mir schon die Quellenproblematik auf. Das Dickenbruch als Quelle, so dicht am Mühlensee kam mir merkwürdig vor. Gespräche mit Leuten in der Gegend brachten dann schnell den Bornsee in den Fokus. Auf meiner damaligen Flußschleusen-Seite (bei Wumpus's Oldradioworld.de) wies ich bei den Havelschleusen auf den Bornsee als Havelquellsee zu diesem Zeitpunkt hin.
2002: Ursprünglich wurde die falsche" Havelquelle von mir schon im Jahr 2002 auf dieser WEB-Site genauer angesprochen, Damals gab es ausser meinen Hinweisen keine andere WEB-Site, die das Thema der falschen Quelle und der Flußlaufverschiebung ansprach. Sie konnten dort auch einen leicht anderen Text nachlesen. Zwischenzeitlich gehen auch andere Webseiten teilweise auf die Ungereimtheit ein und stützen meine Sicht der Dinge.
2010: Im WWW hat sich meine Sichtweise durchgesetzt. Das sieht man gut am Beispiel Wikipedia. Aufnahme der Seite am 16.5.2010 auch bei http://www.havelquelle.sirutor-und-compur.de/
2014: Genauere Einarbeitung der Artikel von Graf von Bernstorff und Georg Lisch. Weiter wurde die eventuelle weitere historische Havelquelle des Mönchsees und des Jungfernbachs mit eingebunden. 2014: Mir wurde erst jetzt via WWW ein Artikel in der Zeitung "Zeit online" bekannt, der auf einen Artikel in der "Zeit" vom 13.08.1998 verweist, der kurz die Quellen-Problematik ansprach.
2014: Mir bekannt geworden: Wissenschaftliche Arbeit an der Uni Rostock mit Titel "Die historische und aktuelle Gewässerentwicklung im Havel-Quellgebiet (Mecklenburg-Vorpommern)". Hier wird der Versuch gemacht, anhand verschiedener Datenquellen und Analogieschlüsse (auch über die Torfschichten und Brückenpfeilergründungen,usw), die Wasserstände und Wasserläufe über die Jahrhunderte genauer zu bewerten.
2014: Im Buch von Manfred Reschke "Die Havel" (Trescher Verlag) wird auch auf das Quellen-Problem eingegangen. |
(1) = Bornsee: Von mir bei Wikipedia eingeführt
(2) = Trinnensee: Von mir bei Wikipedia eingeführt
(3) Mühlensee: Leider fehlt auf der Wikipediakarte (OpenStreetMap)
der heutige Mühlenseeabluß nach Ankershagen
(4) = Dieckenseen, Pieverstorfer Kunke: Von mir bei Wikipedia eingeführt bei "Dambecker See".
12.10.2012 / 15.11.2018
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