Tondrähte, Tonbänder, Kassetten, Tonbandgeräte
Die Möglichkeit, Sprache, Musik und Geräusche aufzuzeichnen und später - zum Teil auch vervielfältigt - wieder abspielen zu können, gab es schon im 19. Jahrhundert. Edisons Sprechmaschine und später die Grammophone und noch später die Plattenspieler standen somit schon zur Anfangszeit des Rundfunks als Speichermedium zur Verfügung.
Die Schallplatte war Massenprodukt, konnte aber (bis auf die Ausnahme der Geräte zum Selbstschneiden von Schallplatten, (die aber immer Randprodukte waren) nur für den Endverbraucher als Wiedergabemedium genutzt werden. Das gilt auch für die Schallfolienbänder von Tefi.
Tondraht-Spulen.
Drahtdurchmesser 0,09 mm. Länge bis zu ca. 2500 Meter (1 Stunde bei ca. 62 cm / Sek.)
Ein gerissener Draht konnte mit einem "Weberknoten" wieder zusammengeknüpft werden.
Wurden zur Aufnahme HF-Magnetisierung (um 41 kHz) und Löschung genutzt, war eine recht brauchbare Tonqualität zu erreichen.
Im Wumpus-Online-Museum sind zwei Geräte zu sehen, die Tondrahttechnik nutzen: Schaub Supraphon 52 und Supraphon 53.
(Foto von "Airwaves", Christian aus dem Wumpus-Gollum-Forum)
Erst mit Einführung der Tondrahtgeräte und Tonbandgeräte stand auch im Haushalt ein Speichermedium zum wiederholten Speichern, Abspielen, Löschen und Neubespielen bereit. Das Tondrahtgerät bot nur geringe Spieldauer und eingeschränkte Tonqualität.
--> rechts: Spulentonbandgerät von 1955, Grundig TK5.
<-- links: Ein Tonband auf Wickelspule
Mit dem Spulentonbandgeräten und später den Kassettengeräten, wiederum gefolgt von modernen Speicherbausteinen, wurde Spieldauer und Tonqualität immer besser und kann (muss aber nicht) heute CD-Qualität erreichen.
Im Heimanwenderbereich kamen Tonbandgeräte Mitte der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auf den Markt. Zuerst als Halbspur dann bald als Viertel-Spur in Mono oder Stereo. Die Firma Grundig entwickelte sich hier bald zum preiswerten Massenanbieter. Durch die Nutzung von Mikrophonen konnten sogar Mitschnitte im Familienkreis aufgenommen werden.
Saja MK4 |
Grundig TK46 |
Braun TG60 |
Löschten die ersten Geräte noch mit Permanent-Magnetfeldern auch bei der Vormagnetisierung, ging man doch schnell zur Hochfrequenz-Methode über. Die Löschfrequenz für Löschkopf und Tonkopf lag im Ultraschallbereich. Das Lösch-Rauschen wurde deutlich geringer, die Aussteuerungskennlinie besser beherrschbar.
Es bildeten sich im Heimbereich drei Bandgeschwindigkeiten heraus: 4,75 cm / Sek., 9,5 cm / SEk. und 19 cm / Sek. 4,75 für Sprache (ca. 50-7000 Hz), 9,5 für Sprache und Musik (ca 40-12000 Hz), 19 für gehobene Anwendungen (40-18000 Hz). In der Studiotechnik auch 38 cm /Sek.
--> rechts: Grundig-Tonbandmikrofon GDM15
Übliche Spulendurchmesser waren 8 cm, 10 cm, 11 cm, 13 cm, 15 cm, 18 cm. Damit konnten Spielzeiten bis zu 240 Minuten erreicht werden. Es wurden Standard-, Langspiel-, Doppelspiel- und Dreifachspiel-Bänder angeboten. ... mehr zu Bandmaterialien
Neben den Heimgeräten brachte die Industrie in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre auch portable Tonbandgeräte in Umlauf. Diese Geräte konnten umgehangen werden, sogar Reportage-Tonaufnahmen waren für Film- und DIA-Amateure möglich. Weiter nutzen die Rundfunksender für Reportagen höherwertige tragbare Geräte.
Grundig Nikki Frühes Reisetonbandgerät |
Telefunken M300 Reportagegerät für Tonbandamateure |
Telefunken Kudelsky Reportergerät |
Eine kleine Auswahl von Tonbandgeräten werden in meiner Geräte-Ausstellung vorgestellt.
Kassetten-Tonbandgeräte.
Das Auflegen der Bandspulen mit dem Einlegen des Bandes und die Gefahr am Bandende, dasss trotz automatischer Endabschaltung das Band sich aus der Spule ausfädelt, war recht umständlich.
<-- links: Tefi Schallband
--> rechts: Saba Band Kassette
Außerdem war eine Beschriftung der Bänder und der Spulen nicht sicher, Band, Spule und Karton konnten schnell aus dem Zusammenhang gerissen werden. Es gab Versuche mit dem damaligen Standard-Bandmaterial Kassetten-Geräte auf dem Markt zu bringen, durchgesetzt haben sie sich nicht.
Auch für Koffer-Radios gab es Kassettenversuche, wie z.B. Saba Sabamobil, allerdings nur als Abspieler und natürlich das Tefifon mit seiner Endlosschleifen-Schallrillenfolie - ebenfalls als reiner Abspieler.
Ungefähr zeitgleich brachte 1963/1964 Philips die später über Jahrzehnte zum Marktstandard gewordene Compact-Cassette mit einem portablen Kassettenrecorder und Telefunken und Grundig mit "DC-International" ein sehr ähnliches System heraus, welches deutlich größere Cassetten nutzte, sich aber nicht durchsetzen konnte. Nur die Compact Cassette von Philips überlebte. Das erste Philips-Gerät: EL3300. (Fotos des Nachfolge-Modells EL3302 hier.) Das wesentlich schmalere Band in der Kassette war an den Enden festgelegt, ein Abwickeln aus Versehen war ausgeschlossen.
--> rechts: Standard Eisenoxyd-Cassette
Diese Kassettenbänder mussten nicht mehr von Hand "eingefädelt" werden, wie bei den klassischen Spulen-Tonbändern. Man konnte nach einer Aufnahme aus der Kassette eine kleine Marke ausbrechen, um ein Überspielen (und damit Löschen einer alten Aufnahme) zu verhindern.
Ziel der Compact-Bänder war eine höhere Dynamik und Rauschminderung. Highend-Geräte erreichten die Vorgaben der HiFi-Norm. Japanische Geräte boten zum Teil Glas-Ferrit-Köpfe an. Erst die Einführung der beschreibbaren Compact Disk und der MPeg-Player brachte das Aus der Compact Cassette. Mit dem Rauschreduzierungssystem Dolby wurden rauschärmere Aufnahmen möglich.
<--- links: Philips Compact-Cassetten-Tonbandgerät EL3302 von 1967
Es gab Spieldauern bei 4,75 cm /Sek der Compact-Cassetten von 30 Min bis 180 Minuten, wobei die "langen" Kassetten oft Verklemmprobleme hatten. Viee Anwender kannten das: Die Kassettemehrfach leicht auf die Tischkante schlagen und mit einem Kugelschreiber die beiden Bandteller in der Kassette vorsichtig straff spannen.
Man konnte die Kassette unverwechselbar beschriften und gegen versehentliches Überspielen sichern. War die Spieldauer anfänglich noch recht kurz und die Klangqualität bei 4,75 cm Sek nicht so gut, kamen über die Jahre immer längere Bänder auf den Markt.
Es gab später auch hochwertige Chromdyoxyd-Cassetten, Mehrschicht- und Metall-Cassetten. Dafür mussten die Geräte aber speziell geeignet sein durch entsprechende Magnetisierungs- und Frequenzgangkurven.
Diese Kassetten hatten eine entsprechende Markierung und lange Spielzeiten.
Durch Nutzung anderer Magnetmaterialien (neben Chromdioxyd) und Rauschminderungssysteme, wie Dolby * und HIGHCOM *, ging auch die Tonqualität hoch. Hochleistungsköpfe (auch mit Glasferrit-Struktur) trieben die Tonqualität weiter nach oben.
<-- links: Chromdioxyd-Cassette mit 90 Min. Spieldauer (2 x 45 Min.).
Trotzdem: Die Klangqualität von "echten" hochwertigen Spulentonbandgeräten mit bis zu 19 cm / Sek. konnte die Compact Cassette nicht stabil erreichen.
Verwendete Bandmaterialien:
Der Sony Walkman (®) kam 1979 heraus. Im Grunde war dieses Gerät nicht viel größer als die Compact-Cassette selbst. Der Walkman machte Musik hören erst wirklich mobil und portabel. (Das links gezeigte Modell ist der Walkman WM-23)
Da das Modell sehr erfolgreich war, kamen in den Folgejahren verschiedene Varianten des Walkman auf den Markt. Es gab sogar Modelle mit eingebautem UKW-Radio. Weiter gab es auch Varianten mit Anschlüssen für zwei Stereokopfhörer.
Die Compact-Cassetten konnten zuhause (mit Radio oder Plattenspieler) aufgenommen werden. Sie boten dann ausser Haus Spielzeiten hoch dauern bis 240 Minuten.
Eine ganze Generation von (damals) jungen Menschen erlangten mit dem Walkman ein eigenes neues Lebensgefühl. Keinen Augenblick mußte man nun auf seinen Lieblingsinterpreten oder seine Lieblingsband verzichten.
Mit dem Walkman begann das Zeitalter der zischenden und zirpenden Tram-, Bus- und Bahn-Abteile, wo u.U. 30 Menschen mit Ohrhörern auf dem Kopf (oder in den Ohren) zischende Geräusche von sich gaben während sie im Takt der Musik leicht zuckten , die die anderen Fahrgäste "mit-genießen" durften (mussten).
In den achtziger Jahren (grobe Zuordnung) kamen Cassettenrecorder (mit Radioteil) und zwei Laufwerken auf den Markt.
Mit diesen Geräten konnten man zum Einen Mitschnitte von Radiosendungen (zumeist Musik) herstellen und diese Aufnahmen dann vom Abspiellaufwerk des Geräts zum zweiten Laufwerk (Aufnahmegerät) mit doppelter Geschwindigkeit herüberkopieren (dubbing).
--> rechts: Sanyo Radio-Recorder mit 2 Laufwerken
Danach hatte man bei Nutzung dieser Kopie ein Duplikat zur Nutzung an anderer Stelle. Abgespielt wurde eine solche Cassette natürlich mit Normalgeschwindigkeit 4,75 cm Min.
Mikro-Kassetten-Geräte
Nochmals deutlich kleinere Kassettengeräte (hauptsächlich für Sprachaufzeichnungen und Diktierfunktionen, Beispiel: Olympus Pearlcorder S908) und Hifi-Digitalaufzeichnung schlossen den Bereich der Tonbandgeräte ab.
Bandlose Nachfolger waren die Compactdisk-Player und Recorder und dann die Festspeicher-Geräte der MPEG-Player-Generation, aber eben ohne Bänder als Speichermedium.
Neben den bisher beschriebenen Cassetten-Systemen gab es noch einige weitere "Tonband-Normen":
Playtape Cartridge Foto von "DrZarkow" aus dem Wumpus-Gollum-Forum |
8-Spur Cartridge Foto von "DrZarkow" aus dem Wumpus-Gollum-Forum |
* = Dolby ist ein analoges Rauschreduzierungsverfahren (für das Bandrauschen), ohne dabei wesentlich das gewünschte Klangsektrum zu verschlechtern. Dabei wwerden bei der Aufnahme leise Stellen angehoben. Bei der Wiedergabe werden umgekehrt leisere Stellen wieder abgesenkt. Dadurch wird auch den Grundrauschen mitreduziert. Es gab verschiedene Varianten: Dolby A, Dolby B, Dolby NR, Dolb C, Dolby S. Am meisten wurde wohl Dolby B genutzt.
* = High Com ist ein ähnliches analoges Kompander-Vefahren, das wohl besser arbeitete, als Dolby der Anfangszeit. Telefunken bot diese Rauschunterdrückung auch extern an. Man konnte so Spulentonbandgeräte und Cassettengeräte ohne eigene Rauschunterdrückung deutlich bezüglich des Rauschens aufbessern.
Der Autor dieser Seite nutzte einige Jahre ein Akai-Spulentonbandgerät GX210D mit Glasferritköpfen
und das Telefunken High Com CN750 zur Rauschreduzierung:
Akai GX210D |
High Com CN 750 |
15.03.2012 / 03.10.2016
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