"Normale" Radioröhren waren relativ groß. Das konnten auch schon mal 13 x 4 cm sein. Wollte man halbwegs leichte und kompakte Kofferradios herstellen, mußte man zu Röhren greifen, die das erst möglich machten.
Vor dem zweiten Weltkrieg nutzte man gern folgende Batterie-Röhren: KB1, KB2, KBC1, KC1, KC3, KC4, KF3, KF4, KL1, KL2, KL4, KL5, usw. (Diese Röhren waren empfindlich gegen überhöhte Heizspannungen,)
Deren Heizspannungen lagen bei 2 Volt, das waren aber fast noch keine eigentlichen Miniaturröhren, höchstens im Vergleich mit damaligen üblichen Normalröhren.
--> rechts: Ein Kofferradio (innen) von 1936 u.a. mit Röhren der K-Serie. ... mehr
Nach 1945: Für portable Radios wurden bis zur Einführung der Transistoren möglichst kleine Röhren oder Röhren, die mit sehr geringen Anodenspannungen auskamen, eingesetzt. In der Rundfunktechnik waren (nach dem zweiten Weltkrieg) insbesondere die Miniaturröhren bei portablen Radios (Kofferradios) üblich.
In Autoradios wurden Miniaturröhren kaum verwendet (Damals lag die Bordnetzspannung bei 6 Volt, später bei 12 Volt), weil die Heizspannung erst angepasst werden müsste. Im Gegensatz zu den "Normalröhren" hatte die Miniatur-Röhren zumeist etwas geringere Leistungsdaten.
Ab 1952/54 und folgende Jahre: Miniaturröhren wurden schrittweise eingeführt. Dazu zählen Typen, wie ...
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... kamen üblicherweise zum Einsatz. Deren Heizspannung lag bei 1,2 - 1,4 Volt. Anodenspannungen lagen um 100 Volt und weniger.
Um brauchbare Lautsprecherleistungen zu erreichen, wurden in den Endstufen auch schon mal Gegentaktschaltungen verwendet oder sogar Endröhren parallel geschaltet.
Eine weitere Variante der Miniaturröhren war die Hiller MSC2 zum Einsatz in Neumann Kondensator-Mikrofonen. Dese Röhre wurde eingelötet. Es hat auch einige Nachfolgetypen gegeben.
Eine große Zahl von portablen Radios der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden mit diesen Röhren bestückt. Im Wumpus-Online-Museum sind einige dieser Geräte zu sehen.
Subminiaturröhren stellten im Rundfunkbereich eher die Ausnahme dar. Es gibt nur wenige Radios (z.B. der Grundig Mini-Boy von 1954 mit den Subminiaturröhren 1V6 1AH4 1AJ5 1AG4), die mit Subminiaturröhren bestückt waren. Haupteinsatzgebiete der Subminiaturröhren waren sicher Hörgeräte und Mikrofonvorverstärker, usw. Aber Radiobastler und Funkamateure wagten sich auch an den Selbstbau von sehr kleinen Radios heran. Erstaunlich war, daß die Subminiaturröhren sogar als Mehrsystemröhren auf den Markt kamen: Beispiele 1V6 (eine Mischröhre mit Pentode und Triode) und 1AJ5 (eine Pentode und eine Diode), sicher von der Feinmechaniktechnick eine Herausforderung.
Beispiele für Subminiaturröhren:
Examples of subminiature tubes (subminiature valves, pencil tubes):
* = Gehört zu den frühen Subminiaturröhren, hergestellt in den USA. Raytheon soll um 1939 die ersten Modelle entwickelt haben.
* = Die Bezeichnungen dieser Reihe sind Umdeutungen aus dem russischen Alphabet und falsch. Müsste B nicht W heißen? Überarbeitung erfolgt.
** = Die nach meiner aktuellen Kenntnis kleinste Glas-Subminaturröhre der Welt. Hergestellt von Telefunken für Hörgeräte.
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Beispielweise hat die DF669 eine Länge des Glases mit obiger Spitze von 3,8 cm und eine Breite von 0,9 cm x 0,7 cm.
Sowjetische (russische) Subminiaturröhre (Typ 6SH56B ?) (6Ж56B):
Bisher wurden noch keine technische Daten dieser Röhre gefunden.
Die Subminiatur-Röhren hatten entweder Kontaktstifte oder (teilweise bei den Subminiaturröhren) Anschlußdrähte. Allen Batterieröhren war die hohe Empfindflichkeit der direkt geheizten Heizfäden gemein. Gerade bei Reparaturarbeiten (Messen direkt an den Röhren) konnte es vorkommen, daß kurzzeitig Anodenspannung an die Heizfäden kam. Da führte zum sofortigen Durchbrennen dieser feinen dünnen Fäden.
Im Vergleich zu normalen Röhren mit Anodenspannungen um 250 Volt (Miniaturröhren brauchten "nur" so ca. 20-120 Volt) und auch recht hohen Heizleistungen, konnten die Miniatur- und Subminiaturröhren pro Röhre doch erkennbar weniger Verstärkung bieten. Deshalb mußte oft (im Vergleich zu Normalröhren) die Röhrenzahl im Gerät erhöht werden.
<-- links: Ein Kofferradio von 1953 mit Miniatur-Röhren. ... mehr
Da insbesondere der Heizstrom die damaligen Batterien doch recht stark belastete und zu kurzen Standzeiten führte, wurden gern Heizakkus (DEAC, usw) eingesetzt. Hier war aber ein sorgfältiger Umgang beim Nachladen des Akkus nötig. Es musste vermieden werden, daß die Heizfäden der Röhren - wie immer es auch geschehen konnte - auch nur geringe Überspannungen abbekamen.
Die Anodenspannungsbatterieren hatten Entladekurven, die dazu führten, daß die Spannung immer weiter absank. Das führte zu Änderungen der Betriebswerte im Radio. Insbesondere die Misch-Oszillatoren waren davon betroffen. Es wurde deshalb bei einigen Geräten versucht, diese Spannungen zu stabilisieren. Oft half es schon, wenn zb. die Schirmgitterspannungen im HF-Teil durch Spannungsteiler etwas stabiler gemacht wurden. Echte Spannungsstabilisierungen (z.B. mit einer Regelröhre) waren doch eher die Ausnahme.
Auch waren Gittervorspannungen bei Batteriebetrieb kritisch. Deshalb nutzten wenige Hersteller Extra-Gitterspannungsbatterien oder sogar Akkus oder verwendeten in einigen oder allen Stufen keine automatische Gittervorspannungserzeugung, obwohl diese Gitterspannungs-Varianten doch schon eine gewisse Kompensation der nachlassenden Anodenspannung zuliessen. Vielmehr wurde die Gittervorspannung gemeinsam für mehrere Stufen gesondert erzeugt.
Direkt geheizte Röhren sind im Allgemeinen empfindlicher hinsichtlich von Einstreuungen und Verkopplungen über den Heizkreis zu den anderen Elektroden in der Röhre. Sorgfältige Verdrosselungen und HF/NF-Abblockungen mit Kondensatoren können nötig werden. Auch sollte die Leitungsführung des Heizkreises mit Bedacht gewählt werden, sogar abgeschirmte Leitungen können hier sinnvoll sein. Es muß auch an einen erhöhten Aufwand bei hoher HF- oder ZF-Verstärkung im Bereich Neutralisation gerechnet werden. Weiter haben die direkt geheizten Röhren teilweise eine gewisse Klirrempfindlichkeit (Mikrofonie-Effekt), da die dünnen Heizfäden gespannt sind und mehanisch mitschwingen können. Wiederholt kannte das auch z.B. bei der DF96 beobachtet werden.
Die fehlende umhüllende Kathode bei den direkt geheizten Röhren führten zum fast sofortigen betriebsbereiten Zustand nach dem Einschalten.
Von links: KL1, DC70, DL96, russische Röhre (6Ж56B) im direkten Größenvergleich:
Ähnlich klein fielen die Nuvistoren aus. Das waren sehr kleine in Metall gefasste Röhren, die ein gutes Rauschverhalten und einen Einsatzbesereich bis in den UHF-Breich aufwiesen.
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