In der Welt der Radios und Fernseher kamen als Heim-Ton-Aufzeichnungsgeräte zuerst die beschreibbaren Schallplatten, dann die Tondraht- und Tonbandgeräte auf den Markt. Viel später (so ab den sechziger Jahren) wurden auch Video-Aufzeichnungsgeräte eingeführt.
Analoge Fernsehbild/Film-Aufzeichnung war gegenüber der Ton-Aufzeichnung ungleich komplexer. Beim Ton reichte es, einen Frequenzbereich von ca. 50 - 15000 - 18000 Hz zu übertragen.
Dagegen brauchte die Bewegtbildaufzeichnung (unabhängig von dem dazu gehörigen Ton) bei Schwarz-Weiß einen Frequenzgang von 0 Hz bia zu 2 000 000 - 4 000 000 Hz, bei Farbe kam noch die Farbinformationen hinzu.
Weiter mußten Synchron-Signale für Bildkipp u. Zeile mit aufgezeichnet werden. Schließlich noch die Toninformationen (zumeist nicht über die Rotationsköpfe).
Dabei entstand das Problem des Verbrauchs von Bandmaterial. Wollte man diesen benötigten Frequenzbereich auf ein Tonband spielen, müsste die Geschwindigkeit des Bandes -- am Videokopf vorbei -- sehr hoch sein, in der Praxis kaum realisierbar.
Die Ingenieure erfanden deshalb die Schrägspuraufzeichnung mit rotierenden Köpfen, bei der die Trommel schrägt zum Band lag. Das Band umschlang die Trommel zu ca 50 %.
Während das Band recht langsam vorwärts bewegt wurde, ergab sich für die Video-Köpfe eine hohe Laufstrecke pro Zeiteinheit. So konnten die hohen Videofrequenzen (die gerade für Bilddetails benötigt wurden) gut erfaßt werden.
<-- Früher Heim-Videorecorder: Grundig BK100. (1)
Natürlich war das Verfahren elektrisch und feinmechanisch kompliziert und nicht so einfach im Heimanwenderbereich zu realisieren. In der TV-Studiowelt waren diese Geräte schon eingeführt (Beispiel: Ampex). Trotzdem waren die ersten Video-Heim-Maschinen noch sehr teuer und die Aufzeichnungszeit relativ kurz. Die Industrie schaffte es aber in relativ kurzer Zeit von den Bandteller-Geräten zu praktikabeleren Systemen in Form von Cassettenbändern über zu gehen.
Auch bei Tonbandgeräten war der für das Durchschnittspublikum wichtige Technik-Sprung von den Spulenbändern zu Cassetten-Bändern DER Komfort-Schritt an sich.
Man mußte nicht mehr umständlich zwei Spulen aufsetzen, das Band auf die Leerspule anwickeln. Stattdessen konnte mit einem Handgriff eine Video-Kassette eingelegt oder entnommen werden. Generell ging der Umgang mit diesem Speichermedium schneller.
Video-Aufzeichnungstrommel mit rotierenden Magnetköpfen -->
Es sind über die Jahre so einige Video-Systeme eingeführt worden. Hier eine Auflistung der im Heimbereich meist genutzten Formate:
Ein Blick in das Innere des VHS-Video-Recorders Telefunken VRV640. (2) Gut ist der Rotationskörper mit den Bildköpfen und die Cassetten-Führungsmechanik mit dem Band-Einschwenkmotor zu sehen.
Beispiele für Video-Rekorder aus den Jahrzehnten: Zu den ersten Heimvideo-Geräten ist das Quasi-Labor-Modell von Loewe Opta von 1961 zu zählen: Optacord 500, allerdings war das ein riesiges Standgerät. Dagegen war der Optacord 650 und 750 um 1979 schon privat brauchbar. Das waren noch Geräte ohne Band-Kassetten. Einen gewissen Erfolg am Markt konnte das LDL1002-Gerät u. LDL1000 von Philips um 1969 erzielen. Auch Grundig bot das BK100-Modell an. Das waren noch Geräte ohne Band-Kassetten.
Es gab Versuche von Telefunken auch Video-Player am Markt zu platzieren: TP1005. Ziel war es hier, möglichst einfach zu bedienbare reine Abspielgeräte mit fertigen Video-Platten zu versorgen.
Das Telefunken-System arbeitete mit einem auf einem Luftpolster gleitendem Saphir-Abtaster, ähnlich wie bei der klassischen Schallplatte. Diese "Schall"platten waren dünne flexible durchscheinende Scheiben, wo durch eine geschickte Abdeckung verhindert wurde, dass sie zustauben konnten. Telefunken TP1005 von 1976 ---> Da die Abspielzeiten zu kurz und die Plattenpreise zu hoch und das Plattenangebot zu gering waren, floppte das System aber.
Beispiele für Video-Cassetten-Formen:
Die analoge Videotechnik, Details:
Da Video-Recorder zuerst hauptsächlich zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Fernsehsendungen gedacht waren, mussten Geräte genau dafür konzipiert sein. Folglich wurde das Antennensignal für den Fernseher zuerst durch den Video-Recorder und dessen Tuner geschleift.
Sollte keine Aufnahme erfolgen, wurde das Signal einfach weiter zum Fernseher-Tuner geleitet. Bei Aufnahme ging das Antennensignal auch in den Recorder. Bei Wiedergabe wurde das Video/Ton-Signal über einen internen Modulator per UHF (Frequenz zumeist einstellbar) zum Fernseher weitergeleitet.
Die Modulator-Technik hatte gewisse Qualitätsverluste, ermöglichte aber die Nutzung damaliger Fernseher mit UHF-Teil, die sonst keine Eingänge für ein getrenntes Video- und Ton-Signal hatten.
Bald kamen Fernseher in den Handel, die über einen Anschluß für das TV-Signal und getrennt für den Ton hatten (BAS: Bild- Austast- Synchron- Signal). Das brachte eine leichte Qualitätssteigerung. Bei Farbe war es das FBAS-Signal (mit Farbsignal). Es gab eine Zeit auch einen AV-DIN Ein/Aus-Gang.
Der nächste Qualitäts-Schritt konnte mit dem Scart-Verbindungssystem erreicht werden. RGB, FBAS, Composite Video, Ton konnten über ein Kabelbündel mit breiter 21-Pol Stecker/Buchse verbunden werden, weiter waren Schaltspannungen und Übertragungsrichtungen wählbar. Durch die weitere Aufteilung der Farb / Helligkeits / Synchron / Ton - Signale steigerte sich die Übertragungsqualität weiter. Allerdings galt bei allen analogen Signalen: Je länger die Kabel, desto schlechter die Qualität *. Auch gab es bei Video-Kabeln der verschiedenen Anbieter zum Teil deutliche Qualitätsunterschiede (Kabelkapazitäten).
Eine weitere verbesserte Übertragung bot auch das S-VHS System, hier wurde die Helligkeit und Farbe getrennt übertragen.
Schließlich gab es noch das Component-System, bei dem Helligkeit und zwei Farb-Kanäle getrennt weiter geleitet wurden.
* = Auch bei der späteren Digitaltechnik (HDMI) kann die Kabellänge nicht beliebig vergrößert werden.
Etwas mehr Technik im Vergleich:
Die Haupt-Systeme der Video-Formate unterschieden sie teilweise kaum, teilweise erheblich. Ein kleiner Vergleich kann das verdeutlichen:
Mehr zu den VCR-Video-Format-Varianten im Detail:
Analoge Bildaufzeichnung hat u.a. einen Nachteil: Kopien einer vorigen Aufnahme auf einen anderen Video-Recorder werden schlechter als das Original. Zwar gab es je nach Video-Format gewisse Unterschiede bei der Qualität einer Kopie, grundsätzlich begrenzte sich die Kopie zu Kopie zu Kopie erheblich hinsichtlich der Bildschärfe und Synchronsignal-Stabilität. Insbesondere die Farbe wurde teilweise sehr schlecht ("Weichspülung, Farbflächen-Schlamm").
Es wurden vereinzelt Geräte (Time Base Corrector) angeboten, die beim Kopieren versuchten, die Signale in gewissen Grenzen zu restaurieren, sodaß die Verluste nicht zu groß wurden. Bei der Bandaufzeichenung und Wiedergabe konnte es zu gewissen Schrägspurlängen-Veränderungen (in Abhängigkeit vom Bandzug) kommen, die das Video-Signal-Sychnrongemisch veränderten. Solche TBC-Geräte kamen aber im Heimbereich kaum vor, in der Studiotechik schon.
Grundig TC70 Time Base Corrector --> (Foto von "Videoschrauber", Stefan aus dem WGF)
Das Kopieren hatte große Bedeutung. Wurden in den ersten Jahren des Heim-Videos hauptsächlich TV-Sendungen aufgezeichnet, kam mit Aufkommen der Videotheken (Leih-Cassetten) der Wunsch der Verbraucher auf (erlaubt oder unerlaubt) Kopien davon zu ziehen. Das ging mit einem zweiten Video-Recorder halbwegs brauchbar, verlustlose Überspielung war aber - wie schon erwähnt - nicht machbar. Das Problem wurde erst mit Einführung der digitalen Verfahren beseitigt.
Probleme bei Cassetten aus dem Ausland konnte es geben, das ein nicht kompatible TV-Farbsysteme gab: NTSC, PAL, SECAM. Spielfilm-Video-Cassetten konnten nur mit ihrem passenden TV-Farbsystem abgespielt werden (Ausnahmen: Multi-Norm-Geräte).
Kopierschutz Mit Aufkommen der Videotheken entwickelten die Anbieter Kopierschutz-Systeme, um unkontrolliertes Vervielfältigen zu unterbinden. Ein solches Schutz-System wurde bekannt unter dem Namen Macrovision. Im analogen Bereich konnten oft findige Anwender diese Schutzsysteme überwinden. Es gab sogar Hardware, die den Schutz-Mechanismus austricken konnten.
Digitale Bildaufzeichnung:
Mit den Fortschtritten der Computertechnik ergaben sich Möglichkeiten Bild und Ton digital zu speichern. Ein Vorteil war es also auch, verlustfreie Kopien ziehen zu können. Auch ergaben sich weitere leistungsstarke Editiermöglichkeiten, wie nachträglich Titel einzuarbeiten, Farben, Helligkeit, Kontrast, Schärfe, usw, zu beeinflussen. Auch die Schnitt-Technik, Auf / Ablendungen / Überblendungen wurde deutlich einfacher im Handling. Schließlich wurden Farben und Auflösung besser.
Als Zwischenschritt zur Speicherung auf Speicher-Chips (heute SD-Cards in diversen Varianten) entwickelten sich zwei digtale Verfahren: Das digitale Bandmaterial und die Video-CD und Video-DVD.
Formate, wie Mini-DV, DVCAM, Digital-8, HDV, DVCPro, DVCPro50, DVCProHD wurden auf den Markt gebracht, verschwanden aber teilweise auch bald wieder. Eine Format-Vielfalt ist scheinbar ein Vorteil und Nachteil zugleich. Ein Format kann schon nach einigen Jahren völlig veraltet sein und Support wegfallen.
Den vorläufigen Abschluß der Digital-Bildaufzeichnung bildet die Aufzeichnung auf Festplatten oder Festspeicher (SD-Cards in diversen Varianten). Dabei wird heute (2019) hauptsächlich in MPEG 2 und MPEG 4 aufgezeichnet. Vorläufer war das AVI- Format.
Es zeigte sich, dass man ohne Datenkomprimierung zu viel Speicherplatz verbrauchte. Komprimierung bedeutet aber auch eine gewisse Verschlechterung der Qualität der Aufzeichnungen. Trotz dieser Komprimierungs-Verluste waren die Ergebnisse deutlich besser, als bei auch guten analogen Aufzeichnungen. HDTV war mit vernünftigem Aufwand analog kaum im Heimbereich machbar.
DV-Video-Cassette. Laufzeit SP (Standard Play) 60 Minuten, LP (Long Play) 90 Minuten
DV-Video-Cassette. Laufzeit SP (Standard Play) 60 Minuten, LP (Long Play) 90 Minuten
Auch im digitalen Bereich wurden Video-Player angeboten: Es gab einen großen Markt für Spielfilme, die zunehmend in den Videotheken die Video-Cassetten ersetzten. Es ging von Video CD-Roms über DVD zu Blu-Ray. Bald gab es auch Video-Recorder mit Aufzeichnungs-Option, teilweise auch Modelle die auf Festplatte und DVD aufzeichnen konnten.
Weiter erschienen Set-Top Boxen zum terrestrischen und Satelliten und Kabelfernseh-Empfang, die nebenbei auch auf Festplatte aufzeichnen konnten.
Schließlich konnten Aufzeichnungsgeräte sogar HDTV in seinen Varianten verarbeiten, derzeit ist SD, HD-ready, Full HD, 4k und Ultra-HD, usw. angesagt (Stand 2019).
Bei der Digital-Spielfilm-Technik versuchten die Anbieter, Weltzonen zu etablieren, um unkontrollierte Nutzung zu verhindern. Auch hier gab es Kopierschutztechniken, die von findigen Leuten zumindest teilweise unterlaufen wurden.
Blu-Ray und DVD - Video-Player Philips BDP2500/12
Beispiel für Disc-Video-Datenträger für Video-Player.
Video-Kameras: Lag bei Einführung der Heim-Videotechnik der Fokus noch voll auf TV-Mitschnitten, bot doch die Industrie bald auch Video-Kameras an. Zuerst waren das zweiteilige Systeme, gebildet aus der Video-Kamera und dem Aufzeichnungsgerät, verbunden mit Kabel.
Als nächster Schritt kamen Video-Kameras heraus, die selbst im Gerät aufzeichneten. Dabei gab es Gerät mit VHS und Beta. usw Format. Dadurch waren diese Kameras noch recht groß. Erst mit Video-8 Format wurden die Kameras kompakt und praktikabel. Es gab auch Kameras, die auf Mini-CD aufzeichneten. Mit DV-Format-Kameras hat die Videokamera-Technik im Bereich Band / CD / DVD ihren Höhepunkt erreicht. Der nächste Schritt kam mit der Aufzeichnung auf Festspeicher. Mini-Festplatte, SD-Card, usw.
Analog aufzeichnende High 8 Format Video-Kamera Samsung VP-W61PAL von 2001. ... mehr zu dieser Kamera hier (externer Link)
Digital aufzeichnende Video-Kamera JVC GR-D239E Kamera für das Mini-DV-Format. ... mehr zu dieser Kamera hier (externer Link)
Digital auf Speicher-Karte (SD-Card) aufzeichnende Video-Kamera Medion X47000. ... mehr du dieser Kamera hier (externer Link)
Digital aufzeichnende Action / Dash Kamera Rollei actioncam 625 für Micro-SD-Card. ... mehr zu dieser Kamera hier (externer Link)
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01.05.2019 / 14.08.2019
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