1) Haus des Rundfunks, 2) Funkaustellungen, 3) Vorkriegsfernsehen,
4) Nachkriegsfernsehen, 5) Mittelwellensender, 6) Radio Berlin-Brandenburg
Relativ dicht bei einander liegt in Berlin an der Masurenalle und am heutigen Theodor-Heuss-Platz ein frühes Zentrum aus rundfunkhistorischer Sicht.
Schon seit 1931 (Eröffnung 22.Januar) gab es hier das "Haus des Rundfunks", Architekt Hans Poelzig. Ein bauhistorisch bemerkenswertes Gebäude mit beachtlichen Ausmaßen (ca. 155 Meter lang, ca. 21 Meter hoch, Grundriss dreieckig). Es wurde zuerst das Programm des Voxhauses (Funkstunde), dann des Reichssender Berlin und danach ab 1945 des Berliner Rundfunks, des SFB und des RBB produziert.
Anklicken. Rechts: Haus des Rundfunks (Masurenallee)
Ausserdem befand sich hier in diesen frühen Jahren die "Reichsrundfunkgesellschft mbH", die "Deutsche Welle" und zur Rundfunkaufsicht der "Rundfunkkommissar (Bredow).
Nach 1945 geriet das Gebäude im Zusammenhang mit dem Ost-West-Konflikt in das Visier der Alliierten. Der "sowjetische" Berliner Rundfunk in dem Gebäude gerät in Konflikt zur in den Westsektoren herrschenden Meinung. Daraus folgt die Schaffung des DIAS (später RIAS) unter amerikanischer Verwaltung.
Die sowjetische Besatzungsmacht hatte das Gebäude im Rahmen der Viermächte-Vereinbarungen unter Kontrolle. Der Konflikt gipfelte 1952, als die britische Besatzungsmacht das Haus blockierte. Innen residierten die Sowjets, draussen Stacheldrahtrollen und die Briten. Die Blockierung / Besetzung dauerte von 1952 bis 1956. Ich kenne diesen Anblick noch aus meiner Kindheit, wenn man zur Industrieausstellung am Messegelände wollte.
Das damals (1931) moderne Gebäude hatte viele technische Neuigkeiten. So waren die langen Gänge schalldämpfend konstruiert. Es gab einen großen Sendesaal mit hervorragender Akustik mit spezieller Holzverkleidung, Zwei weitere Sendesääle, sowie 10 Aufnahmestudios und zahlreiche Büroräume. Der Lichthof direkt hinter dem Haupteingang gilt noch heute stilistisch als bemerkenswert:
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Auf einigen Fotos sind rundfunkhistorische Schautafeln zu sehen, die nach meiner Erinnerung zusammen mit dem ehemaligen Deutschen Rundfunk-Museum Berlin erstellt wurden. (Stand 2008) |
1954 wurde der Sender Freies Berlin (SFB) als Nachfolger des NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) gegründet. Der SFB kommt zuerst am Heidelberger Platz unter. Schließlich kann ab 1958 der Betrieb aus dem restaurierten Gebäude in der Masurenallee wieder aufgenommen werden.
Eine kleine im Jahr 1962 selbst erlebte Geschichte aus dem Haus des Rundfunks auf der Zeitzeugen-Seite.
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Schräg gegenüber des "Haus des Rundfunks" auf dem Messe-Gelände wurden seit 1924 die Funkausstellungen in einer extra dafür gebauten Holz-Struktur-Halle durchgeführt. Man wählte hier bewusst eine Holzhalle, da diese entgegen einer Metall- oder Steinkonstruktion die Rundfunkwellen besser in das Ausstellungsgebäude eindringen ließ.
Links: Die ehemalige hölzerne Rundfunkhalle auf dem Ausstellungsgelände
In dieser Halle, die leider 1935 quasi als Nebeneffekt des Feuers im Funkturm-Restaurant abbrannte, gab es auch einen Rundfunksender. Die Halle befand sich zwischen dem Funkturm und den heutigen ICC.
Ab 1926 konnte der damals neu gebaute Funkturm als "Sendeantenne" für die Funkstunde des Voxhauses genutzt werden. Bei dem Brand der Funkhalle im Jahr 1935 auf dem Ausstellungsgelände wurde der Funkturm stark beschädigt, aber alsbald wieder instandgesetzt. In den letzten Kriegstagen wurde einer der vier Standfüße des Turm durchschossen, sodaß der Turm zeitweise nur auf drei Füßen stand.
Anklicken. Rechts: Messe Berlin mit Funkturm
Der Funkturm strahlte neben Mittelwelle auch UKW und Fernsehen aus. Ursprünglich sollte er insgesamt als Antenne wirken und stand deshalb auf Porzellanfüßen. Das hatte sich aber nicht bewährt. Der Funkturm zählt zu den Wahrzeichen von Berlin.
Um 1932 / 33 gab es in Deutschland schon ca. 4 Millionen Rundfunkhörer.
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Seit 1937 wurde im "Deutschlandhaus", welches links neben dem Amerika-Haus platziert wurde, am damaligen Adolf-Hitler-Platz (Reichskanzlerplatz, Theodor-Heuss-Platz) ein Fernsehprogramm produziert und vom nahen Funkturm ausgestrahlt. Der Sender trug in Erinnerung an den deutschen Fernseh-Pionier den Namen Paul Nipkow.
Anklicken. Rechts: Deutschlandhaus,
hinten Amerikahaus
Anklicken. Links: Volksfernseher 1938
Bis weit in den zweiten Weltkrieg hinein wurde hier ein durchaus anspruchsvolles Programm produziert, obwohl die erreichbaren Zuschauerzahlen stark eingeschränkt waren. Es gab kaum Fernseher, die zudem teuer waren. Technisch war das Fernsehen auch - insbesondere - auf der Studio-Seite - noch nicht ausgereift. Starkes heißes Licht zum Ausleuchten der Szenen erschwerte die Produktion und brachte die Akteure zum Schwitzen..
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Um 1970 wurde neben dem "Haus des Rundfunks" ein Fernsehzentrum mit einem Hochhaus (mit 14 Stockwerken ohne den Ausatz) für den damaligen SFB (Sender Freies Berlin) errichtet. Markant an dem Hochhaus ist der turmartige Aufsatz, in dem sich auch Richtantennen befinden. Heute residiert hier der RBB (Rundfunk Berlin Brandenburg) neben den Gebäuden in Potsdam-Babelsberg. Architekt Robert Tepez. In den Nebengebäuden des Hochhauses befinden sich u.a. drei Fernseh-Studios: Studio A, Studio E und das Abendschau-Studio.
Anklicken. Rechts: Fernsehzentrum des SFB / RBB
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5) Mittelwellen-Sender des SFB
Weniger als drei Kilometer nach Westen vom Haus des Rundfunks (Stallupöner Allee) entfernt, befand sich die Mittelwellen-Sendestelle des SFB/RBB. Das Kurzwellenprogramm des SFB wurde vor Jahrzehnten aus Rohrdorf auf 6190 kHz abgestrahlt. Der Fernsehsendemast des RBB ist ca. 3,2 km ebenfalls in Richtung Westen am Scholzplatz platziert.
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6) Radio Berlin Brandenburg (RBB)
Seit dem 1.5.2003 gibt es den RBB (Radio Berlin Brandenburg). Er ist Nachfolger des SFB (Sender Freies Berlin) und des ORB (Ostdeutscher Sender Brandenburg). Die Zweiländeranstalt ietet ein umfangreiches Programmangebot im Bereich Radio, Fernsehen, Podcast, Mediathek. Es wird bei Radio in UKW, DAB+ und via Internet gesendet.
2018 feierte der RBB 15-jähriges Bestehen.
Der RBB brachte 2007 eine interessante Publikation "Hier spricht Berlin. Das Haus des Rundfunks - ein Haus der Radiogeschichte" heraus. Auf 15 reich bebilderten Seiten wird der historische Bau des HDR in der Masurenallee vorgestellt:
Dieser Flyer ist (Stand 2018) nicht mehr vom RBB erhältlich.
Ein weiteres Buch "Tonspuren" von Wolfgang Bauernfeind geht auch ausführlich auf die Geschichte des "Haus des Rundfunks" ein.
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7) Sender Scholz-Platz, Berlin an der Heerstraße.
Ungefähr 3,5 Kilometer vom Theodor-Heuss-Platz (dem auf dieser Seite beschriebenen Rundfunk/Fersehzentrums) liegt westlich davon an der Heerstraße der Scholzplatz. Unweit davon befindet sich der Senderstandort des RBB Scholzplatz. Dieser (diese) Sender wurden 1963 errichtet und speisten verschiedene Antennen, die auf dem 230 Meter hohen Stahlrohrmast montiert waren. Mastgründung 73 Meter ü. NN. Finanziert wurde der Sendeort teilweise durch den WDR. Inbetriebnahme am 15.05.1963.
Damals wurde von hier das terrestrische analoge VHF-Fernsehen (Kanal 7) und das analoge UKW-Radio (mehre Programme) des SFB mit teilweise hoher Leistung ausgestrahlt. Man wollte durch den hohen Antennenstandort möglichst weit in das Gebiet der DDR Reichweite bringen.
Der Mast war innen hohl und hatte einen "Fahrstuhl" um Service-Techniker für Wartungsarbeiten nach oben zu befördern. Dabei wurde ein Fahrkorb mit zwei Etagen verwendet (2 Personen übereinander). Die Förderschwindigkeit war nicht sehr hoch, die Fahrt konnte schon fast eine halbe Stunde dauern. Ich selbst konnte um 1967/68 bis zum ersten Ausstieg einmal mit hochfahren. Eine Erfahrung, die ich eigentlich nicht wiederholen möchte. Zusätzlich gab es einen normalen "zu Fuß"-Aufstieg.
Nachtrag Juli 2019: Die Sender-Technik ist jetzt erneuert worden. Das analoge terrestrische VHF-Fernsehen gibt es nicht mehr, Fernsehen wird digital auf UHF (Band 4 und 5) angeboten.
rechts: Gesamt-Mast des RBB (anklicken)
Der ehemalige Fernsehbereich (Band 3) wird seit Jahren für DAB+ (Digitalradio) hier auf zwei Kanälen ausgesendet. Parallel dazu wird im Band 2 noch einige Jahre analoges UKW-Radio mit vier erneuerten Sendern und einem Reserve-Sender angeboten.
links: Antennenbereich des RBB-Mastes (anklicken)
Die Antennen sind erneuert worden, mit vertikaler Polarisation, um so auf heutige Empfänger-Antennen besser zu passen. Technischer Hintergrund: Wird mit horizontaler Polarisation gesendet, aber mit vertikaler Antennenpolarisation empfangen, entsteht ein Verlust von 20 dB, das ist schon ein heftiger Unterschied.
Auch die Speisekabel wurden erneuert. Durch diese neue Antennentechnik hofft der RBB die durchschnittliche Reichweite von ca 40 auf 70 km erhöhen zu können.
Im DAB+ Bereich ist der Scholzplatz Bestandteil eines Gleichwellenbetriebs mit weiteren Standorten in der Region. In Berlin nutzen der Sender Alaxanderplatz und Scholzplatz teilweise den Gleichwellenbetrieb. Berlin nutzt die Kanäle 7B, 7D und 10B.
Mehr zum dortigen Sender, zum Mast und dessen Historie hier (externer Link zu der Seite von Dieter Alfer).
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-- anklicken --
Teil des Mastes am Scholzplatz, im Hintergrund in 18 km Entfernung Potsdam.
Gesamter Antennenbereich |
DAB+ Bereich vertikal polarisiert |
Mittlerer Antennenbereich
horizontal polarisiert |
Untere Service-Platform |
Seilschwingungsdämpfer? |
Oberer Anschluß der Abspannseile |
Mastspitze |
Aufgenommen aus 525 Meter Enfernung, da Schrägaufnahmen Mastspitze in 230 Meter Höhe tatsäche Entfernung 573 Meter.
Kamera Sony DSC-HX400V mit 50-fach-Zoom.
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Wer sich heute an dieser Örtlichkeit einfindet, kann also auf kleinstem Raum "rundfunkhistorische Luft" der Jahre 1924 bis heute "schnuppern".
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18.09.2014 / 15.07.2019
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