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Besuche Bei Radio Atzert in Berlin um 1960

 

 

Radio Atzert in Berlin war in meiner Zeit des Übergangs von der Kindheit zum Jugendlichen ein zunehmend wichtiger Anlaufpunkt bei meinen Bemühungen mich in der Welt der Radios zurecht zu finden.


Radio-Atzert in der Stresemannstr. war kein eigentlicher Rundfunkgeräteladen, sondern  hinaus ein Spezialgeschäft für Radio-Bauteile, Ersatzteile, Messgeräte, usw., usw. Schlichthin neben Radio-Arlt in Berlin Neuköln war dort für mich und andere Radiobastler  aus "West-Berliner" der Anlaufpunkt  in der Stadt. Es gab solche Geschäfte mit dieser großen Angebotspalette nicht viele in Berlin.


Radio Atzert residierte in diesen  Jahren in einer Teilruine in der Stresemannstr. (einem Gebiet mit schwersten Bombentreffern aus dem 2. Weltkrieg), nahe des zerstörten Anhalter- und des Potsdamer Bahnhofs. Unten die (ca vier)  Schaufenster , darüber  Reste des ehemaligen Gebäudes.


Im Windfang des Eingangs gab es ein Regal mit vielen hektographierten Schaltbildern und Bauvorschlägen (z.B. Detektorapparat, Einkreiser-Radio, usw). Jedes Schaltbild kostete 10 Pfennig (damals was heute Euro-Cents sind).


Im Hauptraum des Geschäftes gab es einen U-förmigen Tresenbereich, hinter dem ca. 4-5 Fachverkäufer sich um die Kundenwünsche kümmerten.


In einem weiteren Raum gab es den Selbstbedienungsbereich, auf großen Tischen gab es ein breites Angebot von diversen Bauteilen, auch viele  Sonderangebote mit günstigen Preisen. Man ging mit einer kleinen Plastikschale herum und konnte seinen Bedarf einsammeln und dann zur Kasse gehen. Einmal stand ich da unschlüssig so am großen Tisch, als der Seniorchef sich zu mir beugte und sagte "... na Kleiner, willste klauen?". Nee, wollte ich nicht, war sehr verärgert! Das bemerkte er wohl und murmelte "...war nicht so gemeint..." und weg war er. Jahre später habe ich ihn mal als Erwachser mit Selbstbewustsein darauf angesprochen, er entschuldigte sich dafür und meinte, das habe damals bei jungen Leute gern so gemacht  und war nur spassig gemeint .... , wir haben dann gelächelt, alles gut.


Es gab damals einen besonderen Service bei Radio-Atzert: Man konnte (meiner Erinnerung nach einmal in der Woche, Mittwoch?) seine Radioröhren hinbringen und prüfen lassen. Röhren waren teuer, die warf man nicht einfach weg! Es gab dafür in einem der Räume eine Art Schalter, hinter dem ein sehr strenger älterer Herr im grauen Kittel wichtig stand, vor sich das Funke Röhrenprüfgerät. Ich weiß nicht mehr ob RPG, W19 oder W20. Jedenfalls legte man, wenn man nach der Warteschlange dran war, seine Röhren auf den Tresen, zahlte die Prüfgebühr (wohl 10, 20  oder 30 Pfennig pro Röhre?) und konnte dann maximal 3? oder 5? Röhren prüfen lassen. Das dauert natürlich einige  Zeit. Jede geprüfte Röhre bekam einen Prüfaufkleber, so wußte man nun über den groben Zustand seiner Röhren bescheid.


Die Prüfbefundsstreifen vom Funke-Röhrenprüfgerät
funke-pruefbefundstreifen-1.jpg funke-pruefbefundstreifen-1.jpg funke-pruefbefundstreifen-3.jpg


Radio Atzert habe ich zumindest an die 30 mal aufgesucht (eine relativ lange S-Bahn-Fahrt vom Bahnhof Gesundbrunnen zum Anhalter Bahnhof) und habe dort so manchen Betrag meines Taschengelds "geopfert". Die Besuche waren immer ein High Light, weil man oft ein  paar feine Sachen vom Wühltisch erworben hatte. Später zog Atzert gegenüber in einen Neubau mit vielen Geschäftsräumen um, dann noch mal später weiter in die Kleiststraße. Das war dann aber nicht mehr mein Ort ...

 

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03.02.2024

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