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Französischer Langwellen-Rundfunksender auf 183 kHz (Europe 1) im Saarland

 

 

 

europe-1-001.jpgDer französische Rundfunksender Europe 1 (Broadcasting Center Europe (BCE), RTL) nutzte, um der damaligen französischen Rechtslage (kommerzielle Sender) zu entgehen, eine Sendestelle im deutschen Saarland, südwestlich von Saarlois bei den damals noch eigenständigen Orten Felsberg und Berus. Das ist nur einige hundert Meter von der französischen Grenze entfernt. Das Saarland stand damals unter französischer Verwaltung.

rechts: Die alte Sendehalle. Beim Bau um 1954

stürzte das Dach wegen einer Fehlberechnung ein,

was zu einem Suizid des Architekten führte.

 

Zuerst wurde der Sender mit 200 kW betrieben, später wurde die Sendeleistung auf bis über  2000 kW erhöht. Damit gehörte Europe 1 zu den weltweit stärksten Rundfunksendern. Ein technisch unerwünschter Nebeneffekt war dabei die Kreuzmodulation an Ionosphären-Schichten  in großer Höhe an der Weltraumgrenze. Das konnte  zu Störungen (Übersprechen) anderer Rundfunksender führen.

 

 

europe-1-046.jpgEigentlich lag das LW-Kanalraster für Rundfunksender so: 153, 162, 171, 180, 189, 198, 207, 216, 225, 234, 243, 252, 261, 270 kHz. Da die 180 kHz quasi durch Europe 1 und aus der DDR vom Deutschlandradio  / Stimme der DDR doppelt belegt waren, legte man den DDR-Sender 3 kHz tiefer (177 kHz) und Europe 2 um 3 kHz höher (183 kHz), also eine Differenz von 6 kHz.

 

So konnte man in gewissen Grenzen die gegenseitigen Störungen etwas verringern.

 

Zur Frequenz-Nutzung der deutschen Rundfunksender auf Langwelle  über Jahrzehnte gibt es hier mehr Informationen.

 

Trotzdem gab weiterhin in den Ausbreitungs-Überlappungszonen gegenseitige Störungen, denn auch der DDR-Sender nutzte teilweise hohe Leistungen. Besonders Nachts konnten die Sender durchaus Entfernungen von 500 km und mehr überbrücken.

 

<-- Abendstimmung am Sendeort.

 

2008 gab es noch sechs Antennenmasten, davon jeweils drei paarweise und immer in Südwest-Nordost ausgerichtet (Richtwirkung nach Südwest mit Ausblendung nach Nordost. Die Masten 1-3 wurden um 1954 gebaut, Mast 4 kam gegen 1964 hinzu.

 

Die Technik:

Technisch gesehen waren die Masten Selbststrahler (der gesamte Maste strahlte), der Mastfuß war gegen Erde isoliert, die Abpannseile wiederholt elektrisch unterbrochen, um nicht mit der Sendefrequenz in Resonanz zu kommen. Die Leistungseinspeisung erfolgte ebenfalls am Mastfuß über die Anpasshäuschen.

 

Solche hohen Maste zogen Blitze geradezu an, deshalb musste der Sender selbst und die Maste gegen Überschläge mit Überschlagsstrecken geschützt werden. Gespeist wurden die Antennen über abschirmende Koaxialleitungen, deren Umschirmung aus ca. 12 Drähten, die "Seele" wahrscheinlich auch aus ca. 12 - 15 Drähten besteht. Hin und wieder wurden diese Leitungen auch Reusenleitungen genannt.

 

Für den Langwellenbereich wirken die umschließenden Abschimseile der Speiseleitung wie ein kompletter Metallmantel. Diese Art der Antennenspeisung ist relativ niederohmig und  streut Energie nicht ungewollt ab und leitete die Sendeenergie recht verlustarm auch über einige hundert  Meter zu den Antennen. An den Antennenfüßen gab es Anpasshäuser, um die Sendeenergie gut an die Antennen anzupassen.

 

Europe 1  sollte hauptsächlich ganz Frankreich "ausleuchten", in Richtung Ost / Nordost wurde die Abstrahlung durch geeignete Maßnahmen reduziert. Solche Ausblendungen können über Reflektormaste oder über phasenverschoben gespeiste  Maste erreicht werden. Grund war auch, dass in der DDR der Rundfunksender Zehlendorf bei Berlin die sehr nahe Frequenz von 117 kHz nutzte.

 

Es wurde großer Aufwand zur Richtwirkung der Sendeantennen getrieben. Der Sender lag am äußersten nordöstlichen Rand von Frankreich, einige hundert Meter in Deutschland. Deshalb war es gewünscht, möglichst viel Sendeleistung in Richtung Süd-West zu richten. So wurden zeitweise zwei Masten phasengekoppelt gespeist, zeitweise sogar vier Masten ( die hochfrequenztechnisch in Reihe standen). Das war schon komplizierter, als nur mit einem Reflektormast hinter erregtem Strahler-Mast zu arbeiten.

 

Die beiden Reserve-Masten hatten sogenannte Endkapazitäten oben an der Mastspitze. Damit konnten die Antenneigenschaften verbessert werden. Diese Kapazitäten bestanden aus kreuzförmigen Drähten, die zu den Seiten abgespreizt  und extra isoliert abgespannt wurden.

 

Einer der Masten stürzte oben teilweise ein und wurde später gesprengt. Als Ursache wurde vermutet, dass Isolierstücke in den Abspannseilen (Perdunen) fehlerhaft wurden. Alle Masten wurden in der vertikalen Lage durch isolierte Abspannseile mit schweren Ankern in ihrer Lage gehalten. Dabei wurden diese Seile mehrfach durch Isolierstücke unterbrochen. So wurde verhindert, dass der Antennenmast elektrisch mit den Kabeln in unerwünschte Resonanz und Kopplung geriet.

 

Bei einem Umbau der Masten und derem elektrischen Bezug zueinandener wurde ein Mast aufrecht stehend um ca 100 Meter verschoben, ein nicht unerheblicher Aufwand.

 

 

Lage dieser Antennenpaare betrachtet vom alten Sendegebäude als Mittelpunkt.:

(Die Mastnummerierung dient hier nur der Unterscheidung)

 

  • Paar 1: (Antenne 1 und 2) Ost-nord-ost (Die Mastfuß-Häuschen von Mast 1 und 2 standen 2018 noch). Mast 2 ist der teileingestürzte Mast.
  • Paar 2: (Antenne 3 und 4) West-süd-west
  • Paar 3 (Reserve, Reserve 5 und 6) West-nord-west.
  • Paar 1 und 2 waren zeitweise zu einer Antenne zusammengeschaltet.
lage.jpg
Stand 2008
Berus liegt südöstlich.

 


 

Die alte Sendehalle ist schon sehr lange nicht mehr in Gebrauch und wurde an die Gemeinde verkauft. Der alte Sender führte seine Verlustwärme zur Heizung der Halle und wahrscheinlich auch zum  Teich vor dem Gebäude ab. Zwei Zweckneubauten neben der alten Halle übernahmen mit deren technischer Einrichtung den Sendebetrieb.

 

8.2019: Um 2015 wurden die Reserve-Masten 5 und 6 zu Hauptmasten. 250 Meter östlich von Mast 6 wurde ein kleines Sendergebäude aufgebaut und 2 x 750 LW-Transistor-Sender eingebaut. Warscheinlich ist nur einer davon in Betrieb. Es ist ebenfalls nicht klar, ob Mast 5 und 6 aktiv senden oder nur Mast 6. Die Masten 3 und 4 sind ab 2015 Reserve-Antennen. Danke für Informationen an Marco M.

 

8. 2019: Es wird noch ein Programm auf 183 kHz gesendet.  Die  Maste 1 und 2 existieren nicht mehr.

 

In Deutschland sind seit 2015 keine deutschsprachigen Langwellen-, Mittelwellen, und Kurzwellenrundfunksender mehr in Betrieb, mehr zu diesem Thema hier.

 

Nachfolgend eine Fotostrecke von Harald Lutz von den Sendeanlagen von Europe 1, aufgenommen 2016. Damals gab es noch die Masten  3 und  4 und die Reserve-Maste 5 und 6. So werden die Masten hier auf dieser Seite auch benannt.

 

Übersicht:

Alle  Fotos aufgenommen 2016.

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Altes Sendegebäude

von Europe 1

mit Telesaar-Turm

im Hintergrund

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Mast 3

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Mast 4

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Mast 5 (Reserve)

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Mast 6 (Reserve)

Die Sende-Gebäude:

(Alle Gebäude 8.2019 noch vorhanden)

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Altes Sendegebäude

mit dem Telesaar-Turm.

Telesaar soll nur wenige Tage von dort gesendet haben, später strahlte der SDR von hier.

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Zugang zum neuen Sender

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Neues Sende-Gebäude

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Neues Sendegebäude

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Nochmal:

Altes Sendegebäude

mit Telesaar-Turm


Sendemast 3:

(8.2019 noch vorhanden)

402 Meter von der deutschen Grenze entfernt. (Google Earth)

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Sendemast 4:

(8.2019 noch vorhanden)  

310 Meter von der deutschen Grenze entfernt. (Google Earth)

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  Reserve-Mast 5 (West):

(8.2019 noch vorhanden) 

170 Meter von der deutschen Grenze entfernt. (Google Earth)

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Reserve-Mast 6 (Ost):

(8.2019 noch vorhanden) 

265 Meter von der deutschen Grenze entfernt. (Google Earth)

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Sonstiges:

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14.08.2019 / 17.08.2019

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